DAS ACHTSAME LEBEN IN CORONA-ZEITEN

Wie wunderbar wäre es, einfach entspannt im Hier und Jetzt zu leben. Diese endlose Gedankenachterbahn für einen Moment anzuhalten und der Hektik des Alltags zu entkommen. Schon kein leichtes Unterfangen in normalen Zeiten, in den jetzigen ver-rückten Corona-Zeiten ist es noch schwieriger. Innere Klarheit, Gelassenheit und Ruhe bräuchte es. Doch wie Ruhe tanken, wenn der Nachbar bis 3 Uhr morgens laut Radio hört, da er ja nicht mehr zur Arbeit muss am nächsten Tag. Wie Gelassenheit walten lassen, wenn die genervte Mutter ihr Kind anschreit und dieses dann wie eine Sirene zurück schreit. Innere Klarheit zu finden und zu halten in Zeiten, in denen die meisten unter uns nicht wissen, ob sie ihr Geschäft durch die Krise bringen und sicherlich viele ihre Arbeit verlieren werden, ist  nicht jeden Tag gleich einfach.

Die Unsicherheiten wachsen und es wird immer schwieriger zu spüren, wem man was glauben soll. Mir geht es da zeitweise nicht anders. Wie so oft finde ich in der Natur die nötige Kraft und den manchmal benötigten Trost, um immer wieder in die eigene Mitte zurückzufinden. Verbunden mit meinem inneren Zentrum kann ich wieder klarer für mich entscheiden, was für mich stimmig ist und was nicht. Ich versuche mich verstärkt darin zu üben. aufkommendem Widerstand und Missmut mit Gleichmut und Flexibilität zu begegnen. Ängste wahr zu nehmen, aber mich nicht von ihnen auffressen zu lassen. Die  regelmässige Anwendung von Achtsamkeits-/Atem- und Körperübungen und Meditationen erden mich und schenken mir Zuversicht, in der immer wieder aufkeimenden Ungewissheit.

 

Achtsamkeit heisst jeden Moment bewusst wahrzunehmen, ohne ihn zu bewerten. Ich benutze immer mehr den Alltag als Übung. Kleine Achtsamkeits- und Atempausen, in denen ich keine weitere To-do-Liste erstelle, sondern mich ganz bewusst den Kleinigkeiten hingebe. Abwaschen, Zähne putzen, Hände eincremen, Vögel beim Sonnenbaden beobachten, dem Schnurren meines Katers zuhören. In dem ich mich mit diesen einfachen Dinge verbinde und nochmals verstärkter von Augenblick zu Augenblick lebe, entdecke ich ganz neue Freuden und phasenweise einen tiefen Frieden.

Auch ich frage mich, wie alles weiter gehen soll. Meine Praxis ist nun seit über einem Monat geschlossen. Aufstehen und trotz allem weitermachen ist meine Devise...

Aufkommendem Groll begegne ich auch hier mit viel Verbundenheit zu meinem Atem und mit Achtsamkeit. Dies ermöglicht es mir, den Blickwinkel auf meine Befindlichkeiten zu verändern und eröffnet mir neue Möglichkeiten. Ich bin dankbar für alles, was mir zur Verfügung steht. Meine Freunde in Frankreich beispielsweise können nicht einmal mehr selbstbestimmt in den Wald spazieren gehen. Ein kleiner ausgebüxter Virus am Ende der Welt stellt alles auf den Kopf. Ist Corona gleichzusetzen mit einer starken Grippe? Ist alles übertrieben? Ich weiss es nicht. Dennoch denke ich, ist es wichtig, die Geschehnisse der letzten Wochen genau zu reflektieren. Alle wollen zurück in ein sogenannt normales Leben. Doch was ist das normale Leben? Ich möchte nicht zurück in ein Leben voller unnötigem Leid, geprägt von Konsumwahn und einem schmerzhaften, unüberlegten und zerstörerischen Nutzverhalten.

Mir gefällt es, dass der Himmel klar und frei ist, weil die Flugzeuge am Boden bleiben. Wie kriegen wir es also als Gesellschaft hin, ein Gleichgewicht zu finden in dem ganzen Chao? Jede und jeder von uns ist gefragt. Jeder auf seine Weise und mit dem ihm gegebenen Möglichkeiten. 

Im Gegensatz zu vielen, spürte ich während des Lockdowns keinen Impuls, in einen übermässigen Aktionismus zu verfallen. Die Flut an virtuellen Therapieangeboten ist und war auch für mich überwältigend. Dennoch finde ich es schön, gibt es viele Menschen, die für andere dasein wollen und alle möglichen Hebel dafür in Bewegung setzen. Auch ich bin sehr dankbar für die virtuellen Möglichkeiten, die uns in dieser schwierigen Zeit zur Verfügung stehen. So konnte ich weiter für meine Student*Innen dasein. Dennoch ersetzt ein virtuelles Gespräch bei weitem nicht den persönlichen Kontakt. Ein Online-Angebote aus dem Boden zu stampfen, wäre natürlich auch für mich möglich, aber eben... Dies wird sich vielleicht noch ändern, da wir nicht wissen, welchen Tanz dieser mysteriöse Virus mit uns führen möchte. Es gilt, immer selbst zu entscheiden, ob und wie man mittanzt oder nicht. Zur Zeit werde ich weiterhin meinen Weg gehen und auf den für mich passenden Impuls warten. Ich bin wie immer da für die, dich mich brauchen und finden. 

 

In diesem Sinne gebt auf euch acht:-)

 

#atemtherapie

 

 Atemübungen

 

Den Atem wecken

Diese einfache Übung verstärkt das Atmen und macht dich hellwach, damit du dem Tag voller Selbstvertrauen und innerer Ruhe entgegensehen kannst. Wenn du magst, kannst du sie auch im Sitzen durchführen, auf einem Stuhl oder dem Fussboden.

 

  • Stehe und sitze bewusst. Deine Wirbelsäule ist gerade, die Füsse stehen hüftbreit auseinander. Deine Arme hängen mit den Innenflächen nach vorne locker an den Körperseiten herab, sodass die Daumen nach aussen zeigen.
  • Beim Einatmen hebe langsam die Arme, bis deine Handflächen über dem Kopf zusammenentreffen. Während du langsam ausatmest, bringe die Arme allmählich wieder in die Ausgangsposition zurück.
  • Kannst du den Atemprozess vielleicht noch etwas intensivieren und verlängern? Versuche auch ganz bewusst die Atempause zu erspüren.
  • Wiederhole die Bewegung, mal langsam und mal schneller und lasse sie nachwirken.

 

Seestern im Stehen

Diese Übung und Haltung stärkt deine Beine, Arme, den Rücken und die Schultern. Sie schenkt dir ein Gefühl der Erdung und Energie, welches von der Körpermitte bis in die Fingerspitzen strahlt.

  • Komme wieder in den Stand. Stehe hüftbreit. Deine Arme hängen seitlich am Körper, die Finger zeigen zum Boden.
  • Achte zunächst einfach auf deinen Atem. Wo kannst du überall Atmung und Atembewegung wahrnehmen?
  • Beim nächsten Einatem spreize deine Beine bis sie in etwas 50 cm Entfernung parallel zueinander stehen. Spanne dein Beckenboden an. Der Beckenboden - das sind diejenigen Muskeln, die du spürst, wenn du versuchst, eine volle Blase zurückzuhalten. Wenn du diese Muskeln anspannst, zieht sich der Beckenboden nach oben. Äusserlich muss man dabei nichts sehen. Manchmal wird der Bauch etwas fester. Halt aber nicht den Atem an, sondern lass ihn weiter fliessen.
  • Richte deine Wirbelsäule so gut es geht auf. Schultern nicht nach oben ziehen. Auch hier das Atmen nicht vergessen. Bleibe in dieser Haltung einen Moment stehen, bis sie sich stabil anfühlt. Einatmen, Beckenboden anspannen und Wirbelsäule aufgerichtet lassen. Ausatmen alles wieder locken lassen. Mehrmals.
  • Wenn du soweit bist, hebe beim nächsten Einatmen zusätzlich die Arme seitlich in die Waagerechte, die Innenflächen zeigen zum Boden, die Schultern bleiben locker und kneife auch noch die Pobacken zusammen. Verbleibe 3-5 Atemzüge lang so, bevor du wieder alles locker lässt. Arme wieder senken und die ganze Übung nachwirken lassen.

            Mit dem Gefühl Wut kommunizieren

               ( Kann mit jedem Gefühl ausprobiert werden)

 

               Nimm an einem ruhigen Ort Patz. Halte eine Decke bereit für den Fall, dass du während der Übung frieren solltest.

  • Atme einige Male ein und aus. Spüre deine Füsse, die fest mit dem Boden verankert sind. Deine Hände ruhen auf deinen Oberschenkeln. Entspanne deine Gesichtsmuskeln. Wenn ein Gähnen oder Seufzen kommt, heisse es willkommen und unterdrücke es nicht.
  • Achte auf deine Atmung. Versuche sie nicht zu verändern, sondern nehme die Beobachter*innenrolle ein. Du sitzt einfach da, spürst jedem Atemzug nach, der in deinen Körper fliesst und ihn auch wieder verlässt.
  • Sobald du so weit bist, versuche dich deiner Wut geistig anzunähern. Vielleicht besteht sie aus angesammelten Wörtern, die du in einer Situation unterdrückt hast, oder in Körperspannungen, die sich immer wieder bemerkbar machen, wenn du an ein Ereignis denkst. Vielleicht hat sie auch eine bestimmte Form oder Gestalt. Während du dich innerlich mit deiner Wut befasst, regst du dich womöglich noch mehr auf, aber das ist ganz normal.
  • Nun sprich deine Wut an. Ich weiss, es hört sich etwas seltsam an, doch versuche es . Dabei könntest du so etwas sagen wie: "Ich möchte dich verstehen. Weshalb begleitest du mich schon so lange und weshalb kann ich dich nicht gehen lassen?"
  • Während du mit deiner Wut sprichst, höre ihr und dir gut zu. Achte nach wie vor auf deinen Atem.
  • Mache eine Weile weiter und schaue, wie es sich anfühlt, deiner Wut aus einem Ort der Ruhe zu begegnen. Wie fühlt es sich an, dich auf etwas Unangenehmes einzulassen, ohne gleich rot zu sehen oder übermässig zu reagieren. 
  • Sobald du das Gefühl hast, es sei genug, beende die Übung und stehe auf. Schüttle, wie ein nasser Hund, alles ab, bevor du dir dir die wichtigsten Erfahrungen aufschreibst.

 

FAQ zum Thema Atemtherapie

 

Welche Rollte kommt der Atmung bei der Meditation zu?

Bei der Meditation fokussieren wir uns eine Zeit lang auf ein bestimmtes Objekt oder auf den Atem. Wenn wir uns auf diese Weise konzentrieren, fördern wir auch unsere Achtsamkeit für den gegenwärtigen Augenblick. Wir sind viel bewusster im Hier und Jetzt verankert. Mit der Meditationspraxis wünschen sich viele Menschen mehr Ruhe in ihr ständiges, ermüdendes Gedankenkarussell reinzubringen und wieder zur eigenen Mitte zu finden. Durch die bewusste Beobachtung unserer Gedankenwelt können wir uns und unser Handeln besser verstehen und nötige Veränderungen vornehmen. Als Meditationsobjekt ist die Atmung zu Beginn besonders gut geeignet, weil sie leicht zu erspüren und überall einsetzbar ist. Bei der Meditation bewusst zu atmen, bedeutet letztendlich nichts anderes, als dass man zu hundert Prozent seinen Fokus auf den eigenen Atem lenkt, und somit immer wieder den Zustand der wohltuenden Gedankenleere erreicht. So kann mit der Zeit das erschöpfende Gedankenkreisen um ein Thema gestoppt werden. Gleichzeitig können neue Impulse entstehen.

 

Viel Spass beim Ausprobieren und Üben! 

 

Zum Abschluss hier noch eines meiner Kraftbilder.  Lasse es auf dich wirken mit all seinen Farben und Formen. Verändert sich dein Atem? Entstehen Bilder, Erinnerungen oder andere Impulse? Bleibe offen und neugierig. Qualitäten, die wir alle im Moment besonders brauchen können.

 

Ich wünsche uns allen Mut, Kraft, viele kreative Impulse und die nötige Unterstützung, um weiterhin unseren individuellen Weg freudvoll und zuversichtlich gehen zu können.

 

"Es macht keinen Sinn, sich über Dinge Sorgen zu machen, über die Du keine Kontrolle hast, denn Du kannst nichts dagegen machen. Und warum solltest Du dir über Dinge Sorgen machen, die Du kontrollierst?" Wayne Dyer

 

In diesem Sinne, weiter geht's! Danke an alle, die mich und meine Berufung in dieser besonderen Zeit, so wunderbar unterstützen.

 

Ab dem 27.04. darf ich wieder offiziell in meiner Praxis arbeiten und ich freue mich  jetzt schon darauf!

 

Besonders danken möchte ich auch meinen Klienten*innen dafür, dass sie trotz allem oder gerade wegen allem, wieder zu mir in die Praxis kommen. Meinen Student*innen dafür, dass sie sich so flexibel auf den virtuellen Klassenraum eingelassen haben und weiterhin voller Elan dabei sind.

 

In jeder Krise ist eine Chance. Ich hoffe, wir kriegen es hin. Gemeinsam könnte es klappen! ;-)

 

Bis bald, herzlich

Isabella